Veränderung braucht Klarheit über Ursache und Wirkung

Wenn uns der Job oder unsere Beziehung nicht glücklich macht

Kürzlich traf ich eine alte Freundin, die ich schon länger nicht mehr gesehen hatte. Bettina berichtete mir im Verlauf unseres Gespräches über ihre Unzufriedenheit in ihrem jetzigen Job. Man konnte förmlich ihre Angespanntheit spüren. Ihr Körper verkrampfte sich zunehmend je mehr sie von einzelnen Situationen und Schwierigkeiten an ihrem Arbeitsplatz erzählte.

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Ich fragte nach, was denn ihre größten Probleme in ihrem jetzigen Job seien und sie berichtete mir, dass es sowohl mit den Kollegen nicht sehr harmonisch sei aber auch dass der Erwartungsdruck seitens ihres Chefs unerträglich wäre. Dieser Druck sei auch dafür verantwortlich, dass sie abends völlig k.o. nach Hause kommt, „die Firma“ auch nach Feierabend noch ganz lange in ihrem Kopf das reinste Feuerwerk verursacht und sie dann deshalb häufig extreme Schwierigkeiten damit hat ein- bzw. durchzuschlafen. Von Lebensfreude und ausgleichenden Freizeitaktivitäten, oder gar Sexualität mit ihrem Partner keine Spur.

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Und das war noch nicht alles. WEIL sie abends so k.o. ist, gibt es immer häufiger Stress mit dem Partner und den Kindern, WEIL sie diesen Job hat, bleibt keine Zeit für Zweisamkeit und noch weniger Zeit für sich selbst und DESHALB würde sich in ihrem Leben auch nichts verändern.

Henne oder Ei – was war zuerst da

Ich hörte ihr aufmerksam zu und zeigte ihr mein Mitgefühl. Das beruhigte sie und ich spürte, wie sie sich entspannte. Aber da war diese Stimme in mir die sagte „Was ist denn die eigentliche Ursache und was sind die Wirkungen, stimmt denn die Richtung“ .. und ich dachte noch „das tückische an Emotionen ist eben, dass der in unserem Körper gemixte Hormoncocktail uns sowohl den rationalen Lösungsweg über unseren Verstand versperrt, als auch unsere Intuition blockiert und dann beschweren wir uns über dies und das und geben anderen, oder den Umständen die Schuld an unserer Situation. Deshalb ist es wichtig, gedanklich einen Schritt zurück zu treten, tief durchzuatmen und Abstand von der Situation zu gewinnen“ .. Ich wandte mich wieder an Bettina.

Bei dem Vorschlag, nach Alternativen zu ihrem jetzigen Job zu suchen, schaute Sie mich ganz entgeistert an und verwies mich auf die hohen Arbeitslosenzahlen, dass Sie ja nur das kann, was sie gelernt hat und ihrer „Überzeugung“ dass es woanders bestimmt auch nicht besser sei.

Genau das war das Problem.

Sie fühlte sich gefangen, ohne Ausblick auf Veränderung.

Während Sie, jetzt schon gelassener, an ihrem Kaffee nippte, stellte ich mir ihre Situation einmal bildlich vor: Mit diesem Job war sie also nicht glücklich, aber sich einen anderen Arbeitgeber zu suchen oder etwas ganz anderes auszuprobieren war aktuell außerhalb ihrer Vorstellungskraft. In meinem Kopf tauchte sofort ein Leitgedanke auf, der mich immer begleitet „Love it, change it or leave it“, das bedeutet so viel wie Liebe was du tust, oder verändere es, bis du es liebst oder lass es hinter dir.

Aber den Mut zu haben, eingefahrene Wege zu verlassen braucht viel Enthusiasmus und oft auch Unterstützung von außen, die sie in ihrem jetzigen Umfeld in der Familie nicht bekam. Und noch ein „Leitsatz“ schoss mir in den Kopf: Wenn du etwas loslassen möchtest, um etwas Neues zu beginnen, darfst du nicht „flüchten“, denn dann triffst du auf die gleiche Situation an anderer Stelle.“ Also dann blieb nur noch die Situation zu verändern. Das benötigt jedoch Klarheit darüber, was gerade schief läuft und Ideen wie man etwas verändern könnte und natürlich eine gewisse Bereitschaft sich damit auseinander zu setzen. Bettina wollte Veränderung und so versuchten wir herauszufinden, was das eigentliche Problem war. Ich zeigte ihr eine Info-Grafik, und begann ihr diese zu erläutern, bezogen auf ihr Problem, nämlich dass z.B. ihre Beziehung sowohl zu ihren Kollegen, als auch zu ihrem Chef URSACHE für ihre stressige Situation im Job sei. Wären die Erwartungen seitens des Arbeitgebers völlig klar und erfüllbar und ginge die Zusammenarbeit mit den Kollegen Hand in Hand würde Bettina wahrscheinlich die Arbeit sogar Spaß machen. Aber so wie es war empfand sie nur Druck und das von allen Seiten.

Strategie: Selbst aktiv werden

Im weiteren Verlauf unseres Gesprächs wurde schnell klar, dass der Auslöser für die Gereiztheit ihrer Kollegen und der hohe Erwartungsdruck ihres Chefs in ihrem eigenen Verhalten lag, welches maßgeblich von ihrer Persönlichkeit samt ihrer Einstellung beeinflusst wird. Ich konnte Sie davon überzeugen, einen Versuch zu starten, mit dem Sie ganz gezielt selbst agieren sollte anstatt zu reagieren, sozusagen Ursache und Wirkung umzudrehen und so die alte Wirkungskette zu durchbrechen.

Gut 2 Wochen nach unserem Gespräch rief mich Bettina an und berichtete mir ganz aufgeregt, dass sich die gesamte Situation „ohne ersichtlichen Grund“ vollständig geändert hätte. Sie habe jetzt einen humorvollen Umgang mit ihren Kollegen und ihr Chef habe sie sogar vor Kollegen gelobt, was seit 15 Jahren, die Sie in der Firma arbeitet, bisher noch nie vorgekommen sei und dass sie jetzt auch bereit sei, anspruchsvollere Aufgaben zu übernehmen. Sie spürte das Gefühl von Wachstum in sich und nicht mehr das Gefühl von Stagnation. Das färbte ihre ganze Lebenseinstellung neu ein.

Es gibt für alles eine Ursache und eine darauf folgende Wirkung. Auch wenn wir manchmal die Ursache nicht direkt erkennen können, oder gerade dann wenn wir sagen „Ich habe doch gar nichts gemacht“. könnte hier der Anfang der Wirkungskette sein, denn dann, wenn wir SELBST NICHTS TUN, bestimmen ANDERE über unsere Lebensumstände.

Wer war schon einmal in der Situation, in der ihm die gesamte Kette von Ursache und Wirkung bewusst wurde und durch beherztes Handeln die Wirkungen erzielte, die er sich gewünscht hat ? Kommentare sind sehr willkommen.